Frau Pilatus
Tragödie der Gerechtigkeit von Jean du Parc
1. Akt Prätorium des Pontius Pilatus Der Tag des Pontius Pilatus beginnt anders als alle anderen. Seine Gemahlin Claudia eröffnet ihm, dass der lang gehegte Wunsch der beiden nach einem Kind endlich erfüllt wird. In diesen, seinen "schönsten Tag des Lebens" bricht das Unheil in Gestalt Jesu. Ein Fall wie jeder andere - so scheint es. Doch dass dem nicht so ist offenbart sich Pilatus in den vielen Gesprächen und Verhören die er wegen diesem Aufrührer und Staatsfeind zu führen hat. Stets fällt der Stadthalter seine Urteile nach den Gesetzen Roms und seinem eigenen, menschlichen Urteilsvermögen im Sinne der Gerechtigkeit, immer auf der Suche nach der Wahrheit. Doch der massive Druck welcher durch den Hohen Rat ausgeübt wird lässt seinen einstigen, so klaren Blick auf die Geschehnisse schwinden. Judas als Zeuge, Barabbas als reumütiger Sünder, Eleazar, Mitglied des Hohen Rates gemeinsam mit Roboam dessen Vorsitzenden und selbst seine Freunde, sie alle verzerren eher das Bild als dass sie es in all ihrer Klarheit darstellen können. Dazu noch Maria-Magdalena, welche um Gnade für den Nazarener bittet. Und Pilatus' Frau Claudia? Sie unterstützt Maria-Magdalena in ihrem Versuch Jesus zu retten. Hier spätestens beginnt der Zwiespalt den Pontius Pilatus zu der Gestalt werden lässt die wir alle kennen. Durch den Versuch seinem Gerechtigkeitssinn, seiner Liebe zu Claudia und den Wünschen Maria-Magdalena nachzukommen einerseits und den Zwängen denen er sich gegenüber dem Hohen Rat und Rom zu verpflichten hat manövriert er sich in eine Sackgasse. Doch noch gibt Claudia die Hoffnung nicht auf! 2. Akt 1. Bild Salon des Pontius Pilatus Die Geschichte wird für Pontius Pilatus immer verworrener. In seinem Salon erzählt er seiner Gemahlin Claudia von dem Verhör Jesu. Wie sehr er ihn schätzt und wie wenig er in der Lage ist eine Schuld bei ihm zu finden. Er ist festen Willens diesen Mann freizulassen. Doch in dieser Situation tritt der Hohe Rat, vertreten durch den Vorsteher Roboam und zwei weiteren Mitgliedern namens Eleazar und Zorobabel. Und es ist Eleazar der eine feurige Anklage gegen Jesus führt und Pilatus mit dem römischen Senat droht. Der Stadthalter sieht seine einzige Chance glimpflich aus diesen Wirren hervorzugehen indem er einer Gegenüberstellung zustimmt. Denn zu jedem Osterfest, so will es die jüdische Tradition, wird ein Gefangener begnadigt. Pilatus sieht zwei Inhaftierte als Sinnbilder für Schuld und Unschuld. Barabbas, der berühmte und gleichermaßen berüchtigte Räuber und Mörder einerseits sowie Jesus, in Erscheinung großmütig, adelig und unschuldig andererseits. So soll das Volk entscheiden. Und - es entscheidet sich… 2. Akt 2. Bild Boudoir der Maria Magdalena Es ist vollbracht! Der Tod des Nazareners hat die Naturgewalten heraufbeschwört. Der Himmel verdunkelt, Donner und Blitz, ein gewaltiger Sandsturm und die Erde bebt… Claudia wartet im Boudouir von Maria-Magdalena auf deren Rückkehr. Doch stattdessen kommt Nicodemus, ein weiterer Vertreter des Hohen Rates mit einer sonderlichen Bitte. Er fragt um die Erlaubnis, den Leichnam Jesu bestatten zu dürfen. Claudia weiß auf diese Frage keine Antwort. "Ich weiß nicht, ob einer wie er gewährt oder verweigert." So beschreibt sie ihren Gemahl den sie seit der Verhaftung Jesu mit neuen, mit anderen Augen sieht. Auch Pontius Pilatus erreicht das Haus Maria-Magdalenas und muss miterleben wie sehr sich seine Gemahlin von ihm entfernt hat. Und er muss erkennen dass er sich, egal wie sehr er sich aus der Verantwortung zu ziehen versuchte allein für das Geschehene zu rechtfertigen hat. Ja, dass er alles verloren hat! Da schreckt ihn auch Barabbas nicht mehr der kommt um ihn zu richten und Jesus zu rächen. "Du wirst deinen Dolch in ein leeres Herz stoßen." Mit diesen Worten erwartet Pilatus seinen Tod. Doch es gibt eine noch größere Strafe - eine höhere Gerechtigkeit... |